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Es war einmal ein zärtliches Dorf, Suleyken genannt, gelegen irgendwo und nirgendwo in Masuren. Zu
erreichen, wie in den masurischen Geschichten nachzulesen, mit einer Kleinbahn namens Popp, bequemer jedoch mit der Phantasie. Erstere fährt mancher Widrigkeiten wegen längst nicht mehr die lauschige Strecke von
Suleyken über Schissomir und Sunowken nach Striegeldorf und zurück. Letztere aber, die Phantasie, wie jedermann weiß und hier erneut erfahren kann, floriert fröhlich und allen Zeitläufen zum Trotz.So
begegnen wir an diese Geschichten nicht nur großen Ereignissen wie Beerdigung und Impfung in Suleyken sondern auch großen Persönlichkeiten wie dem Großväterchen Hamilkar Schaß, dem Briefträger Hugo Zappka und dem
Großtantchen Arafa. Und wir begegnen dem souveränen Humor eines geistvollen Erzählers, dessen liebevoll grotesken Geschichten eine Huldigung an seine Heimat Masuren sind. Siegfried Lenz wurde selbst 1926 in einem
kleinen Fischerstädtchen in Masuren geboren. Kurz vor Kriegsende wurde er zur Marine auf die Ostsee eingezogen. Er desertierte mit 19 Jahren. Seit 1951 ist er freier Schriftsteller. Seiner ostpreußischen
Heimat, die er in zahlreichen Romanen und Geschichten zum Schauplatz der Handlung macht, ist er immer verbunden geblieben. Politisch sah er die Aussöhnung mit Polen als eines der wichtigsten Ziele an. Er wurde mit
vielen Auszeichnungen geehrt. 1988 bekam er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das Schiff SULEYKEN liegt jetzt im Museumshafen Kappeln im Landstrich Angeln. Auch über die Menschen in dieser Region hat Lenz
eine köstliche Geschichtensammlung geschrieben, die unter dem Namen “Der Geist der Mirabelle - Geschichten aus Bollerup” erschienen ist. |